Männer beim Zeitungslesen – eigentlich eine klassische Genredarstellung. Angesichts des Entstehungsjahres und der Biografie Mia Münsters erhält das Gemälde jedoch eine historische Dimension. In den 1940er-Jahren finden sich im Werk der Künstlerin viele Darstellungen, die sich kritisch mit der Zeitgeschichte auseinandersetzen. Bilder der Arbeitswelt und des Alltags thematisieren unausgesprochen den Krieg und seine Folgen. Offene Kritik war während der Diktatur der Nationalsozialisten gefährlich und wurde zensiert. Mia Münster transportierte ihre Ansichten daher über die Bildsprache ihrer Kompositionen.
Trübe Farben, kantige Gesichter, sorgenvolle Mienen, hängender Kopf, das schlaffe Zeitungspapier in den groben Händen – das alles verheißt schlechte Nachrichten. Die Bildaussage ist dabei so überzeitlich dargestellt, dass sie auch von späteren Generationen noch verstanden wird.